Abschlusskneipe der TV! STAUFIA im RVC zu Esslingen am Freitag, den 22.06.2012
Rund 60 STAUFEN und Besucher waren im Kneipsaal auf dem STAUFEN-Haus zugegen. Die Semesterabschlusskneipe war an diesem Abend nicht so wichtig. Alle Anwesendem fieberten dem EM-Fußballspiel Deutschland - Griechenland entgegen. Somit wurde ein gekürztes Officium durchgeführt.
Chargeneinmarsch, Begrüßung, Rede des X der Aktivitas Jonas Jörg v/ Bro (siehe unten), persönliche Vorstellung zweier OECONOMEN, die nun auch zusätzlich das STAUFEN-Band tragen, Aufnahme von fünf Füxen in den Burschensalon, Aufnahme eines Gastes in den Fuxenstall, Bundescantus, Chargenausmarsch.
Es gab ein herzhaftes Abendessen: zweierlei Fleischkäse mit Salaten, Gurken, Senf, Zwiebeln und Brot. Anschließend Leinwand runter, Beamer an. Das EM-Spiel konnte beginnen. Die sonst so disziplinierten STAUFEN entwickelten sich zu wilden Fußballfans. Anstelle von Studentencanti erklangen Fußball-Schlachtgesänge auf dem STAUFEN-Haus. Super! 4:2 Deutschland gegen Griechenland. Das wurde gefeiert.
Rolf-Dieter Lembeck v/ Famulus
Hier noch ein Auszug aus Rede des AH X der STAUFEN Jonas Jörg v/ Bro.
Als Verbindung steht man:
- Nicht nur für eine Gemeinschaft, die das Lebensbundprinzip erhält!
- Nicht nur für Leute, die intellektuell, ehrgeizig, diszipliniert, gesellig und noch weitere wichtige Eigenschaften vertreten.
Nein, wir als akademische Gemeinschaft müssen auch als Denkfabrik fungieren! Deswegen will ich heute über den irrationalen Gedanken des unendlichen Wachstums reden! Es ist viel passiert in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten in der Welt und somit auch in der Wirtschaft. Durch unser momentanes System, den Kapitalismus, widerspiegelt die Weltwirtschaft das Universum. Jede Entscheidung hat Folgen! Wissen ist Macht, heißt es. Nur welches Wissen ist in diesem Satz leider nicht definiert. Meiner Meinung nach, ist das Wissen darüber, was aktuell die Welt bewegt, nur sekundär, wenn nicht sogar tertiär oder quartär, je nach eigenem Empfinden. Was nützt einem das Wissen über die momentanen Folgen, wenn man den Blick und das Verständnis über das Ganze verliert?
Hohe Corona, stellt Euch vor die Wirtschaft wächst in ihrem pressantem Tempo weiter wie sie es momentan tut. Wir bräuchten im Jahre 2020 schon 1.5 Erden um unseren Ressourcenbedarf zu decken. Kommen wir im Jahre 2050 an, so wären es schon 6 Erden. Wir stecken also in einem Dilemma, dem Dilemma des Wachstums. Wir können nicht mit Wachstum und wir können auch nicht ohne leben.
" Zerstöre das System oder zerstöre den Planeten!"
Es ist eine harte Wahl, aber es ist nicht wirklich eine Wahl. Und die beste Möglichkeit für uns, daraus zu entkommen, ist eine Art blinde Hoffnung in unsere Intelligenz und Technologie und Effizienz und die Steigerung der Effizienz. Und ich glaube wir sind eine intelligente Spezies - manchmal.
Ich will nun ein paar Minuten über Systemdynamik reden, es ist etwas komplex und dafür entschuldige ich mich auch. Ich werde versuchen das Ganze zu umschreiben, es in einem einfachen Vergleich zu erklären.
Das sieht also ungefähr so aus:
Die Unternehmen stellen Güter für die Haushalte her – das sind wir. Und sie stellen uns Einkommen zur Verfügung. Und das ist super, denn das Einkommen können wir dazu verwenden, es für mehr Güter und Leistungen auszugeben. Das ist der Wirtschaftskreislauf. Das sieht noch harmlos aus.
Ich will nur ein Hauptmerkmal hervorheben und das ist die Rolle der Investitionen. Die Investitionen stellen ca. 1/5 des nationalen Einkommens dar, in den meisten modernen Wirtschaften. Aber sie spielen eine absolut wichtige Rolle! Was sie hauptsächlich tun ist nämlich weiteres Wachstum zu fördern. Das tun sie durch verschiedene Art und Weisen:
Durch Erhöhung der Produktivität, was die Preise wiederum senkt und uns ermöglicht, mehr zu kaufen, oder durch Investitionen in neue Märkte, dortiger Konkurrenzkampf und Preisdumping.
Aber ich möchte mich eher auf die Rolle der Investitionen konzentrieren in der Einführung von Neuigkeiten in der Produktion und Konsum von Innovationen. Joseph Schumpeter nannte das den Prozess der kreativen Zerstörung. Es ist ein Prozess der Einführung und Vorbereitung von Innovation, der ständigen Erweiterung der Verbrauchermärkte, der Konsumgüter und der neuer Konsumgüter.
Und genau das ist es, wo es anfängt interessant zu werden, weil es sich herausstellt, dass die menschlichen Wesen einen besonderen Appetit für Neuigkeiten haben.Wir lieben Neues - neue materielle Güter natürlich – aber auch neue Ideen, neue Abenteuer, neue Erfahrungen. Aber das Materielle ist uns sehr wichtig!
Weil in dieser Gesellschaft die Anthropologen erforscht haben, dass das Materielle wie eine Art Sprache fungiert, eine Sprache der Güter, eine symbolische Sprache die wir benützen, um uns gegenseitig Geschichten zu erzählen, Geschichten zum Beispiel wie wichtig wir sind. Status-Symbole, vom Statusanspruch getriebener Konsum wächst aus der Sprache der Neuheit.
Und nun haben wir plötzlich ein System das die Wirtschaftsstruktur mit einer sozialen Logik fesselt, die Institutionen der Wirtschaft und wer wir als Menschen sind, zusammengefesselt um den Wachstumsmotor zu füttern. Dieser Motor bedeutet nicht nur wirtschaftlichen Wert, sondern er entzieht gleichzeitig auch materielle Ressourcen, rücksichtslos durch das System getrieben, durch unseren unersättlichen Appetit, getrieben in Wirklichkeit durch ein Gefühl der Angst.
Adam Smith sprach, vor 200 Jahren, über unseren Wunsch ein Leben ohne Schamgefühl zu führen. Ein Leben ohne Schamgefühl: Zu seiner Zeit, meinte er damit Leinenhemden. Und heute?
Heute brauchen wir immer noch das Hemd wie man sieht, aber wir brauchen auch das Hybridauto, den HDTV, zwei Urlaube pro Jahr in der Sonne, das Notebook, ein iPad, ein privates Smartphone, ein geschäftliches Smartphone, die Spiegelreflexkamera und die Liste geht weiter – ein beinahe unerschöpflicher Nachschub an Gütern, angetrieben von dieser Angst. Und auch wenn wir diese Produkte nicht möchten, wir müssen sie kaufen. Denn wenn wir sie nicht kaufen, wird das System zusammenbrechen.
Und um es vor dem Zusammenfall zu stoppen, haben wir in den letzten zwei …. drei Jahrzehnten das Geldvolumen erweitert, den Kredit erweitert, so dass Menschen weiterhin Güter kaufen können. Und natürlich hatte diese Ausweitung große Auswirkungen auf die Krise. Dieses Kreditsystem in den letzten Jahrzehnten hat dazu geführt, dass der Konsumentenkredit signifikant gestiegen ist und die Ersparnisse absolut gefallen sind.
Die Menschen haben ihre Schulden ausgeweitet, ihre Ersparnisse verbrannt, nur um mithalten zu können.
Diese ist eine komische, eher perverse Geschichte, um das in sehr einfachen Begriffen zu nennen. Es ist die Geschichte wie wir Menschen überzeugt werden, Geld auszugeben, das wir nicht haben, für Güter die wir nicht brauchen, um Eindrücke zu hinterlassen, die nicht von Dauer sind, bei Menschen um die wir uns nicht scheren.
Aber bevor wir uns in Verzweiflung hingeben, vielleicht sollten wir einfach anhalten und uns fragen: „Haben wir das richtig gemacht? Ist es wirklich, wie Menschen sind? Ist es wirklich, wie Ökonomen sich verhalten?“
Und gleich danach stoßen wir auf eine Anzahl Ungereimtheiten. Die erste ist eine Krise. Was tun Menschen während der Krise, während der Rezession? Sie wollen Sicherheit, sie wollen zukunftsorientiert agieren. Sie wollen weniger ausgeben und mehr sparen. Aber die Sicherheit ist genau die falsche Sache aus der Sicht des Systems.
John Maynard Keynes nannte das den „Paradox des Ersparnisses“. Sparen erschwert die wirtschaftliche Erholung. Und Politiker appellieren ständig an uns, uns mehr zu verschulden, unsere Ersparnisse weiter zurückzuführen, so dass wir endlich die Show weiterführen können um diese wachstumsorientierte Wirtschaft am Laufen zu halten. Das ist eine Anomalie, es ist ein Punkt, wo das System tatsächlich im Widerspruch steht zu dem was wir sind als Menschen…….
Aber ich will Euch erlösen und höre hier einfach mal mit dem wirtschaftlichen Gebabbel auf. Jedoch hoffe ich, dass ich Euch etwas zum Denken anregen konnte und wenn Ihr bei dem nächsten Kauf kurz verweilt und in Euch geht und euch die Frage stellt: "Brauch ich das wirklich?" Dann bin ich schon glücklich. Und den einzigen Wachstum den ich für unendlich sehe, ist der Wachstum der STAUFIA.
Darum hohe Corona möchte ich mit Euch auf uns STAUFEN anstoßen. Ein Vivat Crescat Floreat STAUFIA in Tempore!"