Corbusier-Häuser werden Weltkulturerbe
Stuttgart hat eine neue alte Attraktion. In der Weissenhofsiedlung wurden zwei Häuser des Architekten Le Corbusier zum Weltkulturerbe ernannt. Stadt und Land feiern: "Es ist ein großartiger Erfolg für ganz Baden-Württemberg", sagte die neue Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU).
Natürlich kenne ich dieses Haus. Ich bin auch heute noch „Stuttgarter“ und oft an diesem Haus vorbei gefahren. Gefällt mir auf den ersten Blick, aber ist natürlich nicht mehr zeitgemäß. Die Raumaufteilung im Innern dieses Hauses ist mir nicht bekannt.
Ich habe einen lieben ehemaligen Klassenkameraden, der in einem der Häuser der Weissenhofsiedlung bei seinen Eltern wohnte. Dieses Haus kannte ich auch von innen. Mein Eindruck von damals: „Zimmergröße wie ich mir nur Gefängniszellen vorstellen kann. Aber trotzdem innen sehr gepflegt“. Und die Eltern meines Schulfreundes haben dort fünf Kinder „auf die Reihe gebracht“.
Ronchamp
Es war in den Sommerferien 1963 als ich mit meinen Eltern erstmals Campingurlaub an der französischen Mittelmeerküste machen durfte. Ich war damals 14 Jahre alt. Auf der Fahrt dahin besuchten wir die berühmte Kapelle von Le Corbusier in Ronchamp in der Nähe von Belfort. Diese Kapelle hat mich sehr beeindruckt und ich habe sie von allen Seiten mit meiner Billigkamera photographiert. Die Bilder haben ich heute noch. Ich hatte damals die Empfindung, dass der Architekt eine fröhliche Strophe irgendeines Kirchliedes in die Gestaltung dieser Kirche einfließen ließ. Leichtigkeit in der Formgebung und trotzdem die Vermittlung einer Erdverbundenheit. Schnittstelle zwischen Gott und den Menschen!
Die Kapelle Notre Dame du Haut von Ronchamp (französisch Chapelle Notre-Dame-du-Haut de Ronchamp, deutsch: Unsere Liebe Frau von der Höhe) ist eine der Jungfrau Maria geweihte katholische Wallfahrtskirche in der französischen Gemeinde Ronchamp bei Belfort.
Chapelle Notre-Dame-du-Haut de Ronchamp mit der südlichen Fensterfassade sowie dem nach Osten gerichteten Freialtar und der Außenkanzel
Der 1950 bis 1955 nach Plänen des französisch-schweizerischen Architekten Le Corbusier errichtete Kirchenbau zählt zu den berühmtesten seiner Art in der Moderne. Er gilt aufgrund seiner zahlreichen visuellen Metaphern, des Reichtums seiner Raumgliederung sowie seines Vorbildcharakters als Ikone der Architektur. Seit 17. Juli 2016 ist er außerdem offiziell als UNESCO-Weltkulturerbe gelistet.
Wohnmaschinen
Mein Vater war Bauingenieur und sein Beruf war auch seine Leidenschaft. Die neue französische Architektur in den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts war zukunftsweisend. Aber es führte zur Gigantomanie in der französischen Architektur. Mein Vater war begeistert. „Wohnmaschinen“ mit inliegenden Einkaufszentren fanden sein besonderes Interesse. Ich finde diese „Wohnmaschinen“ abstoßend. Die Bewohner, seien es Familien oder auch Einzelpersonen, leben für sich. Kontakte zu den Nachbarn ergeben sich kaum. Eventuell bei den jährlich einmal stattfindenden Eigentümerversammlungen.
Erste "Wohnmaschine" in Marseille
Von Tanja Runow
Als "Stadt in der Stadt" hat Le Corbusier seine Unités mit mehr als 300 Wohnungen, Geschäften und Kino auf dem Dach geplant. Kein Wunder, dass sich dort heute auch Gentrifizierungsprozesse vollziehen. Die Unité in Marseille ist heute vor allem eine schicke Adresse.
Ein Haus wie ein Ozeandampfer. Kurz hinter der Bucht von Marseille auf Grund gelaufen. Fensterreihen, eine dicht über der anderen, 18 Stockwerke hoch. Auf dem Dach ein stattlicher Schornstein. Auf den zweiten Blick, Ernüchterung: Die Fassade ist nicht strahlend weiß, sondern schmutzig grau. An einigen Stellen hat sie bereits tiefe Krater. Und im Hintergrund rauscht der mehrspurige Boulevard Michelet.
Francois Botton: "Man sieht an dieser Fassade, dass sich da schon Betonbrocken gelöst haben und abgestürzt sind. Da zum Beispiel! Jedes dieser Stücke wiegt 20 bis 50 Kilo. Da geht es also nicht nur um die Erhaltung des Gebäudes, sondern auch um die Sicherheit."
Francois Botton ist der Mann, der den Tanker ins 21. Jahrhundert hinüber retten soll. Als Architekt arbeitet er für die französische Denkmalschutzbehörde, seit gut zehn Jahren saniert er die Unité.
"Die andere Fassade haben wir schon restauriert. Und das erwies sich als ähnlich komplex wie bei einem Gemälde aus dem Mittelalter. Man denkt natürlich immer die unterste Farbschicht wär die richtige! Nun war es aber so, dass Le Corbusier das Gelb nicht gefiel, als er es aufgetragen sah. Zwei Mal hat er es überstreichen lassen."
Hannibal (Stuttgart)
Die Wohnsiedlung Hannibal im Stuttgarter Stadtteil Asemwald wurde 1968 bis 1972 erbaut und besteht aus drei Wohnblocks mit bis zu 70 Metern Höhe und 23 Stockwerken. Mit eigenem Einkaufsbereich aus Dienstleistung und Handel entstand so auf der Filderhochfläche eine autarke Wohnstadt für geplante 3000 Einwohner (heute aufgrund der gestiegenen Wohnraumansprüche 1800 Einwohner) mit insgesamt 1143 Wohnungen.
Mein Vater war an diesem Projekt als Mitarbeiter eines der ausführenden Architekturbüros an der Planung „Asemwald“ beteiligt. Für ihn damals sicher eine anspruchsvolle Tätigkeit. Wenn man auf der Autobahn von Ulm kommend den letzten Abschnitt des Albabstiegs runterfährt, sieht man diese Asemwald – Blöcke schon aus weiter Ferne. Kein schöner Anblick. Stuttgarts Mauern gegen Süden.
Ursprünglich war (nach Corbusiers Vorbild der „Wohnmaschine“) ein einziger Komplex geplant, der jedoch aufgrund seiner als städtebaulich unverträglich erachteten Dimension nicht genehmigt wurde. Zum damaligen Zeitpunkt aufsehenerregend und noch heute besuchenswert ist das öffentlich zugängliche Panorama-Schwimmbad mit Sauna. Ein ebenfalls öffentliches Restaurant (Bella Vista Sky Restaurant) befindet sich im obersten Stockwerk des Gebäudes Asemwald 52–62 mit Ausblick auf den Stuttgarter Fernsehturm, die Filder mit dem Flughafen Stuttgart und die Schwäbische Alb. Entgegen zahlreicher Negativbeispiele für den Geschosswohnungsbau der 1960er- und 1970er-Jahre hat sich Asemwald zu einem begehrten Wohnort entwickelt, der eine sehr hohe Wohnqualität besitzt.
Eigene Kommentare sowie Texte mit Bildern aus dem Internet.
Rolf – Dieter Lembeck. AH X AV! OECONOMICA im RVC zu Stuttgart et AH TV! STAUFIA im RVC zu Esslingen