Körpersprache spielt eine große Rolle

Die Ludwigsburger Kreiszeitung hat am 30.03.2015 folgenden Artikel veröffentlicht und uns freundlicherweise gestattet, diesen Artikel hier zu veröffentlichen.

Ein Selbstverteidigungskurs in Ottmarsheim zeigt Senioren, wie sie sich richtig wehren

Besonders ältere Menschen werden leicht Opfer von Angreifern. Um diesem Problem entgegenzuwirken, hatte die Familienbildung Besigheim im Ottmarsheimer Gemeindehaus einen Selbstverteidigungskurs veranstaltet. Geleitet wurde er von Karatemeister Shihan Athula.

442790 1 teaserhalf 5518f9261b8feWer schon einmal einen Angriff auf offener Straße und aus heiterem Himmel erlebt hat, weiß, wie sehr sich dies auf das Gemüt auswirkt. So erging es Rolf-Dieter Lembeck (66) aus Besigheim. „Auf der Rolltreppe am Stuttgarter Hauptbahnhof ist es bei mir passiert", sagte er heute. Ein Fremder sei ihm nachgelaufen und habe ihn angegriffen. Da Lembeck jedoch Grüngurt in Karate ist, konnte er sich helfen. Dennoch weiß er, dass gute Selbstverteidigung Übung braucht. Deshalb schwört er auf die Kurse von Karatemeister Shihan Athula.

Auf Einladung der Familienbildung Besigheim zeigte Athula nun elf Kursteilnehmern, was sie tun können, um sich zu wehren. „Nach dem ersten Kurs, den wir veranstaltet haben, standen die Telefone nicht mehr still", berichtete Caroline Raithel, eine der Geschäftsführerinnen der Familienbildung. Weil das Paul-Gerhardt-Haus in Besigheim selbst permanent ausgebucht ist, wichen sie an diesem Tag ins Ottmarsheimer Gemeindehaus aus.

Schon zu Beginn herrschte gute Stimmung. Der aus Sri Lanka stammende Athula weiß, wie er Kursteilnehmer motiviert. Es ging nicht direkt mit Schlagtechniken und Abwehrgriffen los. Zuerst musste der Geist auf das Thema eingestellt werden. „Körpersprache spielt eine große Rolle", sagte der Trainer. Wer immer nur auf den Boden schaue, werde leichter Opfer von Gewalttätigen oder Räubern. Er empfahl vor allem älteren Menschen: „Schauen Sie immer nach vorn und die Leute direkt an."

Im Kurs „Spezielle Selbstverteidigung für alle über 50" erntete er dafür großes Verständnis. Jeder dort hat einen triftigen Beweggrund für seine Teilnahme. So fühlte sich die 78-jährige Waltraud Bednarz nicht mehr sicher. In ihrem Heimatort Gemmrigheim sei es zwar kein Problem. Wenn sie jedoch mit dem Auto in große Städte zu Veranstaltungen fahre, bekomme sie schon manchmal Angst. „In Parkhäuser gehe ich gar nicht mehr", meinte sie. Ihre Tochter Elke Gackenheimer aus Bietigheim versteht ihre Mutter. Damit diese eine Trainingspartnerin hat, war sie mit nach Ottmarsheim gekommen.

Schon nach 20 Minuten war klar: Selbstverteidigung ist Sport und anstrengend. Athula zeigte mit seinem Sparringspartner Sascha Heneka, der selbst den ersten Dan in Karate hat, wie man sich mit Händen verteidigt, wenn der Angreifer von vorn kommt. Eine Technik ist, dass man den Arm leicht eindreht und dann wegzieht, sollte der Gegner selbst mit einer Hand zugreifen. „So viel Kraft kann keiner aufbringen, dass sie bei richtigem Ziehen nicht rauskommen", sagte Athula. Was danach folgen sollte, war ein Schlag an sogenannte Vitalstellen, neuralgische Punkte des Körpers. Diese können das Kinn sein, der Hals oder der Schritt.

Ähnlich sei es mit Gehstöcken und Nordic-Walking-Stöcken. Auch diese ließen sich bestens zur Selbstverteidigung einsetzen. „Ein gezielter Schlag damit und der Angreifer ist außer Gefecht", so Athula. Seine Schützlinge waren zufrieden mit dem Gelernten und hoffen nur eins: dass sie das neu Erlernte niemals in der Praxis anwenden müssen.

Tob