Es ist 2.00 Uhr morgens am 12. August, als nach ca. drei Stunden Schlaf der permanente Piepton uns aus der Traumwelt in die Realität zurückholte.

Eigentlich sollte es bequem in einem Kombi nach Kiel gehen, aber beim Beladen am Vortag ging das Gefährt ächzend in die Knie und 408 Flaschen „Remstalgold" wurden in einen VW-Transporter umgeladen. Nach dem üblichen Prozedere, Morgentoilette usw., ging es dann um 3:30 Uhr los und auf die Autobahn über Würzburg - Fulda - Kassel Richtung Hannover.

Ab jetzt häuften sich die Staus, und die Versuche, über andere Fahrtstrecken auszuweichen, blieben erfolglos, auch wenn uns das Navi immer sagte: Verlassen Sie bei nächster Gelegenheit die Autobahn!

Ab Hamburg ging es durch den Elbtunnel Richtung Kiel. Es lief so einigermaßen. Dass allerdings in der Gegenrichtung von Kiel nach Hamburg ca. 20 km Stau wegen Bauarbeiten gemeldet wurden, merkten wir uns für die Rückfahrt am nächsten Tag.

Für 11:00 Uhr war die Übergabe der edlen, von den 15 Wengertern gespendeten Tropfen vereinbart. Gegen 13:00 Uhr kamen wir mit reichlich Verspätung an, hatten uns jedoch dank moderner Technik schon vorher in Verbindung gesetzt.

Dann war es soweit! Ute und ich standen vor diesem stolzen und beeindruckenden Schiff der Bundesmarine. An der Wache vorbei ging es über einen kleinen Steg, wohl Gangway genannt, auf das Schiff.

Ganz ehrlich, die Gorch Fock betritt man nicht so einfach, es ist eine Begegnung der besonderen Art, ein Stück Lebenserfahrung. Wir wurden in Abwesenheit des Kommandanten von einem jungen Kapitänleutnant zur See freundlich empfangen und an Bord geleitet. Eine Soldatin mit Pfeife gab Signal, dass der KaLeu mit Gästen an Bord käme. Überall junge Menschen in Uniform, die uns freundlich und zuvorkommend begegneten. Während einer ca. zweistündigen Führung durch den KaLeu erfuhren wir so viel von diesem Aushängeschild der Seefahrt, dass wir das Gehörte erst sammeln und ordnen mussten.

Wir durften den Transporter bis ans Schiff holen und Soldaten, Unteroffiziere und andere Dienstgrade brachten die wertvolle Fracht, die wir von Waiblingen nach Kiel transportiert hatten, an Bord.

Der KaLeu war sehr kompetent und beantwortete sicher und korrekt alle unsere Fragen. Nach einem gemütlichen Plausch mit Maat, Obermaat, KaLeu & Co. und einer guten Tasse Kaffee verabschiedeten wir uns von allen recht herzlich.

Apropos herzlich: Aus der „Begegnung" mit der Gorch Fock war längst eine tiefe Zuneigung geworden, wohl wissend, dass die Seefahrerromantik an Bord einer harten Ausbildung und Disziplin für die Besatzung weichen muss.

Wir freuen uns heute schon auf den 30. Oktober. Da liegt der Stolz der Bundesmarine in Cádiz vor Anker, und wir dürfen die Weinprobe an Bord begleiten und kommentieren. Wir, das sind Ute, H. B. und ich, und bei mir ist aus der Bewunderung für Besatzung und Schiff bis zum 30. Oktober eine Liebe geworden ohne jegliche Eifersucht.

Karl-Heinz Donner v/ Lektor