Stadtführung in Waiblingen am 20.06.2015

Nikolauskirche und alte LateinschuleUm es vorwegzunehmen: es hat mir großen Spass gemacht, diese Stadtführung durchzuführen und den interessierten Teilnehmern meine Heimatstadt zu zeigen. Es war sicherlich keine professionelle Stadtführung, wie sie ein Touristenführer durchführt, sondern eine Stadtführung aus meinem persönlichen Blickwinkel, mit persönlichen Erinnerungen und Erzählungen.

Wir beginnen am alten Postplatz, direkt vor der ehemaligen Karolingerschule, in der ich im Frühjahr 1962 eingeschult wurde. Weiter geht es zur "großen Kirche", die heute Michaelskirche heißt. An der Hahn'schen Mühle bleiben wir vor dem renovierten Mühlrad stehen, das heute genauso Strom erzeugt, wie die von hier aus nicht sichtbare Turbine, die schon Strom erzeugte, als ich noch ein Kind war. Ein Stückchen weiter den Mühlkanal abwärts sehen wir links die ehemaligen Gerberhäuser stehen. Ich erzähle etwas über das damals übliche Verfahren der Ledergerbung. Der in den Gerbereien entstehende üble Geruch ist heute natürlich nicht mehr wahrnehmbar.

Über den Mühlweg gehen wir zurück in die Stadt, vorbei am Torhaus des im 19. Jahrhundert abgerissenen Fellbacher Tors. An einem schön renovierten Fachwerkhaus sehen wir den ersten Neidkopf, von denen in Waiblingen insgesamt noch 13 Stück erhalten sind. Neidköpfe wurden an Häusern von wohlhabenden Bürgern angebracht. Ein Neidkopf sollte nicht, wie man aus der Bezeichnung vermuten könnte, die Neider verspotten. Neidköpfe galten als Glückssymbol und man glaubte, dass sie Unheil abwendeten.

Diejenigen, die die Mühe des Aufstiegs auf den Hochwachtturm auf sich genommen haben, werden mit einem großartigen Ausblick entlohnt. Nach unten blickend, sieht man die Dächer und Gassen der mittelalterlichen Stadt, das geschäftige Treiben des Wochenmarkts, die Türme der Kirchen, in der Ferne den Wasserturm. Ein großes Trümmerfeld zeigt, dass hier bis vor Kurzem das Kreiskrankenhaus stand, das durch den Neubau der Rems-Murr-Kliniken in Winnenden überflüssig wurde. Am Horizont kann man das ganze untere Remstal überblicken. Links sieht man den Kleinheppacher Kopf, den Korber Kopf, den Sörenberg, rechts den Schönbühl und den Höhenzug des Schurwalds bis zum Kernen.Neidkopf an der Rathausapotheke

Wieder unten angekommen, in den von schön renovierten Fachwerkhäusern gesäumten Straßen, gehen wir durch ein schmales Gässchen, den Scheuernwinkel, zum 1976 erbauten Marktdreieck, dass in der mittelalterlichen Stadt wie ein Fremdkörper wirkt. Dann stehen wir vor dem 1959 erbauten Rathaus, sehen die vor wenigen Jahren freigelegten Reste des im dreißigjährigen Krieg zerstörten Stadtschlosses der württembergischen Grafen. Die ehemalige Rathausapotheke ist heute eines der vielen schmucken Fachwerkhäuser und zeigt ebenfalls einen schönen Neidkopf.

Am Marktplatz angekommen stehen wir am Brunnen, sehen das alte Rathaus, das man in den siebziger Jahren renoviert hat und dabei das ursprüngliche Aussehen wieder hergestellt hat. An der unteren Apotheke lesen wir eine Inschrift, die die Geschichte dieses Hauses wiedergibt. Noch ein paar Meter weiter sehen wir das alte Dekanat mit seinen reich geschnitzten Türen und den Geranien vor den Fenstern. Wir gehen Richtung "Mauergang". Unter dieser Bezeichnung ist mir der begehbare Wehrgang als Kind bekannt. Wir gehen dort ein paar hundert Meter, verlassen den Mauergang und gehen durchs Bädertörle zum Bürgerzentrum, wo für uns bereits die Tische gedeckt sind. Ein vorzügliches Mittagessen ist der gelungene Abschluss unserer Waiblingen-Tour.

Rolf Mayer v/ Orgler


Wir beginnen unseren Rundgang vor der Karolingerschule

Nonnenkirchlein neben der Michaelskirchedie nach dem Krieg erneuerten und von Martin Domke gestalteten Fenster der Michaelskirche Wehr an der Hahn'schen Mühleneue Lateinschule in der Kurze Straße

 

 

 

 

 

 

 

 


 

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